Ergonomie auf kleinstem Raum
5 Praxistipps für Ihr Mini-Lager
Unzufriedene Mitarbeiter, Rückenschmerzen, Ausfälle: Dass die Lösung für diese und viele weitere unternehmerische Herausforderungen „Ergonomie am Arbeitsplatz“ heißt, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Denn mit Ergonomie können die Bedingungen der Arbeit so gestaltet werden, dass eine möglichst geringe gesundheitliche Belastung der Mitarbeiter entsteht.
In der Praxis haben sich ergonomische Maßnahmen wie höhenverstellbare Schreibtische oder Tageslichtlampen auch bei vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen durchgesetzt. Doch wer der Meinung ist, ergonomische Maßnahmen würden sich nur in einer klassischen Büroumgebung lohnen, der irrt.
Im Gegensatz zum eher bewegungsarmen Arbeitsalltag auf einem Bürostuhl wird am Arbeitsplatz Lager aktiv angepackt. Die dabei auftretenden körperlichen Belastungen können ebenso wie Schreibtischarbeit zu gesundheitlichen Schäden führen. Deshalb sollte auch im Lager – unabhängig von dessen Größe – auf Ergonomie geachtet werden.
Gerade in Mini-Lagern können sich ergonomische Maßnahmen besonders lohnen. Denn sie bieten maßgeschneiderte Lösungen für die spezifisch dort anzutreffenden Problem-Quellen.
Häufige Problemquellen in kleinen Lagern
Egal, ob räumliche Einschränkungen oder eine bewusste ökonomische Entscheidung die Ursache für Ihr Mini-Lager ist, die Situation ist in jedem Fall eine Herausforderung. Das größte Problem in kleinen Lagern ist der Platzmangel – Stichwort „viel Ware auf wenig Raum“. Beengte Verhältnisse neigen dazu, schnell unübersichtlich zu werden.
Fehlt ein entsprechendes Lagermanagement, sind die wenigen Flächen rasch vollgestellt. In der Folge ist der Zugang zu Waren eingeschränkt und Mitarbeiter müssen größere Anstrengungen auf sich nehmen, um an diese heranzukommen.
Womöglich leiden Wirbelsäule und Nerven bei dem Versuch, die Ware von hohen Regalen herunter- oder unter anderen schweren Gegenständen hervorzuziehen. Mitarbeiter verschwenden kostbare Zeit auf der Suche nach dem benötigten Produkt. Lieferungen blockieren die Verkehrswege und oftmals fehlen in Mini-Lagern die nötigen Hilfsgeräte, um Lasten zu transportieren. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Herausforderung Platzmangel im Lager
Große Lager verzeihen im Allgemeinen einige ergonomische Engpässe. Hier ist ausreichend Platz vorhanden, um mal eben etwas abzustellen oder um auszuweichen. Waren können ohne ausgeklügeltes System übersichtlicher angeordnet werden.
Tendenziell gilt: Je größer das Lager, desto mehr Mitarbeiter teilen sich darin die Arbeit und somit auch die Belastungen. Arbeitserleichternde Maschinen wie Gabelstapler können zusätzlich zum Einsatz kommen.
Ist Ihr Lager sehr klein und/oder sehr voll, können Sie mit ergonomischen Maßnahmen viel bewirken. Denn diese sorgen für einen effizienten Arbeitsfluss, bei dem unnötige Wege und Belastungen vermieden werden. Auf diese Weise sorgen Sie nahezu automatisch für ein verbessertes Lagermanagement.
Klar ist jedoch auch, dass ergonomische Maßnahmen mit Weitsicht und Expertise geplant und umgesetzt werden müssen. Denn nicht jede Lösung lässt sich in einem kleinen Lager implementieren. Sie sollten die vorhandenen räumlichen und personellen Restriktionen bedenken und bei der ergonomischen Gestaltung einbeziehen. Gleiches gilt natürlich für gesetzliche Vorgaben.
Fazit
Besonders im Mini-Lager ist Ergonomie wichtig. Kleine Lager stellen Betriebsleitende vor viele Herausforderungen, die mit Hilfe von ergonomischen Maßnahmen gelöst werden können. Gerade ein verhältnismäßig kleines Lager ist auf Ergonomie angewiesen, damit es zu einem sicheren Arbeitsplatz für die Mitarbeiter wird, effizient verwaltet werden kann und zum wirtschaftlichen Erfolg beiträgt.
Direkt vom Experten – unsere KAISER + KRAFT Ratgeber
Welche Lagerlösung ist für mich die richtige? Welche Regalsysteme sollte ich verwenden?
Potenzielle Gefahren: Worauf sollte im Lager besonders geachtet werden?
Die im Lager zu erledigenden Arbeiten sind oft sehr unterschiedlich. Für die häufigsten Tätigkeiten gibt es gesetzliche Verordnungen, die ergonomische Aspekte im Lager regeln:
Heben von schweren Lasten
Hier gilt die Lastenhandhabungsverordnung (LasthandhabV). Diese verpflichtet den Arbeitgeber, seinen Betrieb auf Gefahren zu prüfen, die beim Umgang mit hohen Lasten drohen. Ausschlaggebend sind dabei die Faktoren Dauer und Häufigkeit der Belastung, Körperhaltung und die Bedingungen, unter denen mit Lasten gearbeitet wird. Hieraus errechnet sich der sogenannte Gefahrenwert. Ab einem gewissen Wert fordert die Verordnung, dass der Arbeitgeber sein Lager bzw. die Arbeitsprozesse umgestaltet.
Ein- und Auslagern von Waren
Für diese Standard-Tätigkeit schreibt die DIN EN 1244-1 eine Mindestbeleuchtung von 100 Lux in Lagerhallen und 300 Lux in Versandbereichen vor.
Arbeiten bei Lärm und Vibration
Die Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung (LärmVibrationsArbSchV) soll Mitarbeiter vor gesundheitsgefährdender Lautstärke und Vibration schützen, wie sie in Lagern z. B. durch Geräte und Fördersysteme entstehen.
So profitieren Sie durch ergonomische Maßnahmen im Mini-Lager
Neben dem Schutz der Mitarbeiter bringt Ergonomie im Lager weitere ökonomische Vorteile mit sich. Diese wissen vor allem KMU zu schätzen.
- Ein effizienter Arbeitsfluss beschleunigt Prozesse
- Nötige Handgriffe und Warenbewegungen können auch von Einzelnen bzw. wenigen Mitarbeitern sicher und dauerhaft ausgeführt werden
- Ihre Verwaltungskosten reduzieren sich
- Die Lieferzeiten verkürzen sich
- Unnötige Wege werden vermieden
- Die Auftragsausführung wird optimiert
- Die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit steigt
5 Praxistipps für die Umsetzung von ergonomischen Maßnahmen im kleinen Lager
So viel zur Theorie. Doch wo können Sie ansetzen, wenn Sie Ihr Mini-Lager ergonomisch (um-)gestalten möchten? Wir haben für Sie fünf praxisnahe Tipps zusammengestellt:
Auch kleinste Räume optimal ausnutzen
Als Besitzer eines kleinen Lagers haben Sie nicht den Luxus, sich für alle Eventualitäten einzurichten. Darum sollten Sie Prioritäten setzen und zuerst entscheiden, was Ihr Lager leisten muss, damit Ihr Betrieb reibungslos funktioniert.
Dafür analysieren Sie genau: Was passiert hauptsächlich in Ihrem Lager? Welche Waren lagern dort? Wie viele Mitarbeiter bewegen die Ware? Welche Waren werden häufig gebraucht?
Aus den Antworten ergeben sich der ideale Aufbau Ihres Lagers und der geeignete Lagertyp. Stapellager nutzen die Fläche ideal aus und sorgen für eine hohe Lagerauslastung. Regallager sind geeignet für nicht stapelbare Waren und erfordern genau passende und gut zugängliche Regalsysteme. Prüfen Sie das Potential Ihres Lagerraums und finden Sie die Schnittmenge mit Ihren Bedürfnissen.
Optimieren Sie Ihre Lagerbestände
Wissen Sie eigentlich ganz genau, was Sie alles auf Lager haben? Wenn nicht, wird es Zeit für eine Inventur. Gehen Sie durch die Liste und streichen Sie mit Blick auf Nachfrage und Umschlagsvolumen alles Überflüssige. Mit den übrigen Waren gehen Sie in eine zweite Runde.
Sorgen Sie jetzt für eine effiziente Anordnung in thematischen Gruppen, nach Gewicht und Entnahmefrequenz sowie in sinnvollen Mengen. Achten Sie dabei auch auf kurze Wege.
Halten Sie unter allen Umständen die Verkehrswege frei
Machen Sie es zur golden Regel in Ihrem Lager, dass die Durchgänge nicht verstellt werden dürfen. Kennzeichnen Sie diese farbig und kontrollieren Sie die Einhaltung der Regel. Alles, was in Ihr Lager soll, braucht einen eigenen Platz. Gibt es diesen nicht, haben Sie ein Managementproblem, kein Platzproblem.
Sorgen Sie für passende ergonomische Hilfsausrüstung
Auch wenn Ihr Lager zu klein für Stapler und Co. ist, lohnt sich die Investition in kleinere, aber nicht weniger effiziente Hilfsgegenstände. Dazu gehören passende Trage- und Hebehilfen für lange, schwere, unförmige und scharfkantige Gegenstände.
Aber auch Stehmatten, Stühle für Pausen, Lampen mit angenehmen Licht und Belüftungssysteme zählen dazu. Unverhandelbar sind Sicherheitsschuhe und Helme, die in ausreichender Zahl an einem gut zugänglichen Ort gelagert werden sollten.
Schulen Sie die Mitarbeiter in Ergonomie und Arbeitssicherheit
Lasten sollten mit gerader Wirbelsäule und aus den Knien heraus angehoben werden, starre Dauerhaltungen durch Gegenbewegungen abgewechselt werden und große Pakete nicht bei eingeschränkter Sicht bewegt werden.
Diese und andere Regeln bringen Sie Ihren Mitarbeitern bei Schulungen näher. Dabei lassen Sie sie auch von Experten in die Handhabung der Geräte einführen. Suchen Sie im Arbeitsalltag den Dialog mit Ihren Beschäftigten, um ihre Bedürfnisse und Schwierigkeiten zu verstehen. Denn eine wichtige Ergonomie-Regel lautet: Nur was wirklich hilft, wird auch verwendet.
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