Design Thinking
Was die Methode kann und wie Sie sie anwenden
Mal angenommen, Sie sind Geschäftsführer oder Managerin eines kleinen bis mittelständischen Unternehmens. Und nehmen wir weiter an, Ihr Unternehmen vertreibt seit einiger Zeit ein Produkt oder eine Dienstleistung. Es läuft ganz gut, Sie könnten zufrieden sein. Wäre da nicht diese leise, aber beharrliche Stimme in Ihrem Hinterkopf, die flüstert: „Wie lange kann das noch gut gehen? Brauchen wir nicht … Innovation?“
Innovation klingt großartig, aber leider auch nach teuer und aufwendig. Woher soll sie kommen, die tolle, neue Idee? Eine wichtige Frage, denn Ihre innere Stimme hat Recht.
Die Art, wie Menschen mit Services und Produkten interagieren, verändert sich grundlegend. Und zwar schnell. Für jedes Unternehmen – egal, ob groß oder klein – ist es deshalb wichtig, sich weiterzuentwickeln. Doch was bedeutet dies konkret für Unternehmen, die eben diese Services und Produkte entwickeln?
- Die Time-to-Market der Innovationsprozesse sollten kürzer gestaltet werden: Wenn Ihr Entwickler (nach Monaten oder gar Jahren) aus seinem stillen Kämmerlein hervorkommt, hat sich der Kunde, für den er entwickelt hat, bereits verändert.
- Die Halbwertszeit Ihrer Produkte und Dienstleistungen reduziert sich. Optimierung und Innovation sollten in Ihrem Unternehmen wichtige Schwerpunkte darstellen.
- Erst denken wir uns eine Technologie, Funktion oder Idee aus, danach gießt sie der Designer in eine geeignete Form und die Marketingabteilung fügt einen eingängigen Text hinzu? Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten diese alten Prozesse der Produktentwicklung überdacht werden.
Wenn all dies der Vergangenheit angehört, wie sieht dann die Zukunft aus?
Eine mögliche Antwort ist Design Thinking. Die Chancen stehen gut, dass Ihnen der Begriff schon einmal untergekommen ist. Design Thinking ist ein Buzzword. Es klingt cool, innovativ und ein bisschen geheimnisvoll.
Es ist etwas, mit dem Agenturen täglich viel Geld verdienen und das häufig als einfaches Step-by-Step-Kochrezept für Innovationsprozesse verkauft wird. Schauen wir uns gemeinsam an, was hinter Design Thinking steckt und wie Ihr Unternehmen unmittelbar davon profitieren kann.
Was ist Design Thinking?
Um an den Kern der Sache zu gelangen, beginnen wir mit der Übersetzung des Begriffs: Design Thinking = Denken, wie ein Designer. Gemeint ist damit keine praktische Anleitung, sondern vielmehr eine Philosophie, ein Mindset.
Kurzum: Indem Sie anfangen, wie ein Designer zu denken, können Sie Ihrem Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile verschaffen.
An dieser Stelle müssen wir hinterfragen, was „Design” bedeutet. Laut des Design-Thinking-Konzeptes hat das Design nicht das primäre Ziel, etwas gut aussehen zu lassen. Design ist also nicht lediglich das i-Tüpfelchen, welches ein gutes Produkt abrundet. Stattdessen ist Design mit der grundlegenden Idee gleichzusetzen, die hinter dem Produkt steht.
Der „Designer” in diesem Fall, ist derjenige, der eine bestimmte Notwendigkeit erkennt, Ideen entwickelt und eine Lösung schafft. Laut Design-Thinking-Konzept zahlen Menschen also nicht für Dinge oder Dienstleistungen. Niemand möchte ein Coaching, einen Haarschnitt oder eine Multifunktionsfernbedienung kaufen. Menschen zahlen für die elegante Lösung oder gute Idee, die hinter dem eigentlichen Produkt oder der Service steht und im kommerziellen Sinne ihr Bedürfnis stillt.
Die Kernprinzipien des Design Thinking: Wie denkt ein Designer?
Es gibt viele Definitionen für Design Thinking. Die einprägsamste stammt von Tim Brown, dem Chairman von IDEO, einem renommierten Design-Studio:
„Design Thinking is a human-centered and collaborative approach to problem-solving, using a designed mindset to solve complex problems.“
(dt.: Design Thinking ist ein kundenzentrierter und kollaborativer Ansatz zur Problemlösung, bei dem komplexe Probleme mithilfe einer bestimmten, design-orientierten Denkweise gelöst werden.)
Diese Definition bringt die Idee hinter Design Thinking auf den Punkt: es geht um die drei Begriffe human-centered, collaborative und problem-solving.
Laut des Design-Thinking-Konzepts ist es also die Aufgabe des Designers, während der Ideenentwicklung den Menschen und sein Problem in den Mittelpunkt zu stellen. Und zwar konsequent, während des ganzen Prozesses – nicht nur am Anfang bei einer kurzen Zielgruppenanalyse. Will man mit Hilfe von Design-Thinking innovative Lösungen schaffen, sollte man außerdem nicht annehmen, dass gute Ideen vom Himmel fallen, sondern versuchen, sie in der Interaktion mit seinem Umfeld entstehen zu lassen.
Der Innovationsprozess soll also rückwärts – vom Problem, zur Idee – passieren und nicht umgekehrt. Ein entscheidender Teil des Innovationsprozesses sollen zudem bewusste Leerläufe und Gedankenschweifen sein: Dies fördert intuitives Denken und Kreativität.
Vielleicht haben Sie es schon bemerkt: Design Thinking ist keine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Logisch, wer sich mit einem starren Konzept einschränkt, kann nicht innovativ sein. Es gibt viele Möglichkeiten, wie diese Prinzipien in der Praxis aussehen können – von Buyer-Persona bis Design-Sprint und von leicht bis kompliziert.
Wie also können Sie das gewonnene Wissen am besten in Ihrem Unternehmen umsetzen?
Back to work: So wenden Sie Design Thinking praktisch an
Um die Design-Thinking-Prinzipien in die Praxis umzusetzen, sind nicht die Ressourcen eines Großkonzerns notwendig. Auch mittelständische Unternehmen können die Methode für sich nutzen.
Hier einige Anregungen für den Innovationsprozess in Ihrem Büroalltag:
Tiefseetauchen
Ihr Job ist es, Ihre Kunden besser zu kennen als diese sich selbst. Die gute Nachricht: Das ist für kleinere und mittelgroße Betriebe oft leichter, da diese im Vergleich zu großen Konzernen viel näher an ihren Kunden arbeiten.
Nutzen Sie diesen Kontakt, sprechen Sie mit ihnen. Glauben Sie nicht alles, was Sie bereits über Ihre Kunden zu wissen meinen. Beobachten Sie Ihre Kunden „in ihrer natürlichen Umgebung“, wie sie mit Ihrem Produkt interagieren. Fragen Sie: Was ist im Moment ihr drängendstes Problem?
Multiple Perspektiven
Sie haben nur wenige Mitarbeiter? Perfekt! Ab jetzt geht die Produktentwicklung jeden etwas an. Bauen Sie Design-Thinking-Workshops in den Tagesablauf ein. Laden Sie Business-Partner aus anderen Bereichen und spannende Persönlichkeiten aus dem Bekanntenkreis ein.
Bitten Sie Mitarbeiter, unabhängig von Hierarchie-Leveln und Aufgabenbereichen, dazu! Ungewohnte Denkweisen und verschiedene Blickwinkel bringen Sie weiter.
Ideenfindung
Nutzen Sie in Ihren Design-Thinking-Workshops die ganze Vielfalt von Medien und Tools. Trauen Sie sich, zu spielen und schaffen Sie dafür gezielt Raum. Auch, wenn es manchmal anders erscheint: Design Thinking ist mehr als Post-its. Haben Sie schon mal einen Designer bei der Arbeit beobachtet? Meistens herrscht kreatives Chaos. Er umgibt sich mit seinem Projekt in allen Formen und Farben. Fördern Sie eine solche Umgebung in Ihrem Unternehmen.
Prototyping
Testen Sie Ihre Ideen zeitnah am Kunden – mit Hilfe von absolut nicht perfekten Prototypen. Als kleines bis mittelständisches Unternehmen ist es für Sie zu teuer, an Ihren Konsumenten vorbei zu entwickeln. Also, beziehen Sie sie mit ein. Dadurch bleibt Ihre bahnbrechende, neue Idee zwar nicht lange geheim, dafür finden Sie aber sehr schnell heraus, ob sie funktioniert.
Nehmen Sie die Kritik und das Feedback wieder mit in den Prozess auf. Gibt es noch etwas, dass Sie über Ihre Kunden wissen müssen? Brauchen Sie noch eine weitere Perspektive oder eine Inspiration? Design Thinking läuft nicht linear, sondern in vielen Schleifen ab.
Design Thinking – auf den Punkt gebracht
- Sie entwickeln kein Produkt/keinen Service, Sie lösen ein Problem.
- Sie sind ein Designer, der seine Intuition, überraschende Blickwinkel und kreative Tools nutzt, um Ideen für eine Lösung zu generieren.
- Sie stricken Ihre Lösung um Ihre Kunden herum, sie ist sozusagen maßgeschneidert. Ihre Kunden sind Anfang, Mitte und Ende des Prozesses.
Wenn Sie nur diese drei Denkansätze in Ihre tägliche Arbeit integrieren, profitiert Ihr Unternehmen enorm. Sie werden günstiger und schneller als die Konkurrenz genau die Innovation auf den Markt bringen, die gerade gefragt wird. Und Ihre innere Stimme? Die ist zufrieden.
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